Jetzt geht das also wieder los: Ferienzeit. Das heißt, das Internet ist voll mit Urlaubs-Spam. Mein Feed besteht aus wackelnden Zehen vor Meereskulisse, kitschigen Sonnenuntergängen, Eis am Stiel, Eis in Tüten und Flamingo-Luftmatratzen. Ich will auch!
Aber, wie jeder weiß, sind Urlaubstage ein heiliges Gut. Denn die Variable „urlaubsreif“ tritt in der Regel deutlich häufiger auf als es vorhandene Urlaubstage gibt.
Lifehack für mehr Urlaub
Für dieses Dilemma habe ich die ideale Lösung parat: Wochenendtrips. Es ist so einfach, wie es klingt. Die goldene Regel lautet Tapetenwechsel, denn mit diesem einher geht das für die Erholung so essenzielle Urlaubsgefühl. Klar, nach zwei oder zweieinhalb Tagen ist der Erholungswert nicht derselbe wie nach einer längeren Pause. Aber, Hand aufs Herz, die Entspannung geht meistens sowieso sehr rasch wieder flöten, weil es nach einer Auszeit vieles aufzuarbeiten gilt. Ist man hingegen nur ein Wochenende weg, versäumt man im Büro nichts.
Sommerwanderung mit Bergsee
Am zweiten Juliwochenende haben C. und ich uns nach Fieberbrunn, nahe Kitzbühel, aufgemacht. Nur eine gute Autostunde entfernt, aber doch weit genug für einen Tapetenwechsel (ihr erinnert euch, die goldene Regel!). Dieser hat sich sogleich mit voller Wucht präsentiert, denn losgefahren sind wir an einem Parade-Hochsommertag, bei der Ankunft hat es gegossen wie aus Kübeln. Unsere Mission: Den Bergsee mit dem lustigen Namen (Wildseelodersee – ja, zweimal See in einem Wort) erkunden, der zu Füßen des Fieberbrunner Hausbergs, dem Wildseeloder, liegt.
Wir haben uns wetterfest eingepackt und sind, anstatt zehn Minuten zu Fuß zu gehen, mit unserem VW-Bus bis zur Talstation der Bergbahnen gefahren. Weil: Ein bisschen aus Zucker sind wir halt schon. Das hat der Wettergott wohl mitbekommen und gnädigerweise den Regen abgedreht, als wir bei der Bergstation Lärchfilzkogel (1.645 m) aus der Gondel gestiegen sind. Timing en point.
Digitales Outdoor-Museum
Direkt dort ist auch der Startpunkt von Europas erstem digitalen Wanderweg namens Museum goes wild. Er funktioniert in Kombination mit einer App, die an jeder der zehn Stationen ein kurzes, teils animiertes Erklärvideo freischaltet. So erfährt man z.B., wie der Wildseeloder vor ca. 400 Millionen Jahren entstanden ist und dass sich die am Berg heimische Alpen-Rispe mittels Klonen vermehrt.
Ratsam ist ein voller Akku oder ein Akku-Pack im Rucksack, damit man sich auch noch die letzten Clips ansehen kann. Wir haben das aus anderen Gründen nicht geschafft. Nach Station vier sind wir in Richtung Wildseelodersee abgebogen, denn dieser war ja das auserkorene Ziel unseres Ausflugs.
Traum-Kombi Berg & See
Durch saftige, bunte Almwiesen – und Schafherden <3 – marschierten wir also bis zum See, der auf 1.854 m zwischen Wildseeloder und Henne-Gipfel eingebettet liegt. Das Wildseeloderhaus bietet sich als ideales Basislager an, wenn man mehrere Gipfel erklimmen oder im Karsee rudern möchte.
Wir haben aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit und C.s beleidigten Bändern die kürzeste Route auf den Henne-Gipfel (2.078 m) gewählt. Seinen Namen trägt er, weil der lang gezackte Gipfelgrat Ähnlichkeiten mit dem Kamm einer Henne aufweist. Durch Latschen, in allen Farben blühenden Alpenblumen und immer den See im Blick sind wir relativ schnell hinauf und herunter gewandert. Davon wurde mir so heiß, dass ich mich spontan im Wildseelodersee abgekühlt habe.
Beim Abstieg hat uns noch ein kurzer Sommerschauer erwischt, der uns einen wunderschönen Regenbogen beschert hat.
Ein Beweisfoto ging sich gerade noch aus, bevor die letzte Gondel um 17 Uhr ihren Weg ins Tal antrat. Wir teilten uns die Kabine mit zwei freundlichen Mitarbeiterinnen des Wildseeloderhauses, die uns erzählten, dass der Wildseelodersee aktuell gerade einmal 14 Grad „warm“ ist. Zum Glück habe ich das nicht vorher gewusst, denn sonst hätte ich wohl gekniffen.
Und die Moral von der Geschicht‘
Das Wochenende in Fieberbrunn hat nicht nur unserem Körper und Geist gut getan, sondern auch Fotos hervorgebracht, die jetzt durchs Internet geistern. Deren Aufgabe ist es nicht, die Daheimgebliebenen neidisch zu machen – weit gefehlt. Sie haben eine viel ehrenvollere Bestimmung: Nämlich zu erzählen, was man mit wenig Aufwand alles erleben kann. Sie sollen animieren, dann und wann eine kleine Pause vom Alltag einzulegen.
Bei diesen Fotos hat man das Gefühl, dass das Wochenende zu kurz für die Goldene Regel ist. Wer sich da nicht motivieren kann, ist selber schuld.