Da, wo die Welt noch in Ordnung ist. Wo 1.000 Schafe grasen und die 1.000 Einwohner hauptsächlich von den 1.000 Gästebetten leben. Vals (ausgesprochen „Fals“), ein fast schon zu kitschiges Örtchen in Graubünden in der Schweiz, eingebettet in Alpenpanorama deluxe.
Doch die Touristen kommen nicht der Schafe wegen. Auch nicht, weil sie die 3.000 Meter hohen Berge erklimmen wollen oder Pizokels probieren möchten. Sie pilgern hierher, um zu baden. Seit Ende der 90er-Jahre steht in Vals die von Architekt Zumthor entworfene Therme, ein Must-See unter Architekturkennern – und deren Anhang (so in meinem Fall).
Eines ist gewiss, die Therme 7132 (Namensgeber ist die Valser Postleitzahl) hat wenig mit anderen Wellness-Oasen gemein. Das beginnt schon mit den Umkleiden, einer Komposition aus rotem Mahagoni und schwarzem Leder. Im Inneren dominieren die Grautöne des Valser Gneises. Es gibt Platz zum Entdecken, viele kleine Räume und Winkel, hinter denen sich etwas verbirgt – oder auch nicht. Minimalistischster Minimalismus, keine Liegestuhlreservierungen, dafür gleicht keine Dusche einer anderen. Und überall der herrliche Ausblick auf die stille Natur, die einfach nur ist. Ein Ort zum Runterkommen. Ja, das gelingt hier im Nu.
Gepaart mit der Buchung einer Übernachtung gibt’s den Thermeneintritt übrigens um die Hälfte. Und wenn man schon einmal da ist, hat Vals – wie eingangs beschrieben – auch abseits moderner Architektur einiges zu bieten. Die Bilderbuch-Schweiz in Kompaktform, nämlich. Dazu gehören selbstverständlich die Berge. Wegen Schneemangels war Skifahren während unseres Besuchs Ende Dezember nicht möglich, deshalb unternahmen wir eine kleine Wanderung. Vom Zervreila-Stausee aus gingen wir zum Weiler Frunt, einer kleinen „Siedung“ auf 1.990 Meter Seehöhe. Ein Stückchen weiter spazierten wir noch den Panoramaweg entlang, der zum Valser Hausberg Gadastatt führt. Mehr ließ unser knappes Zeitbudget leider nicht zu. Geboten wurde uns dennoch einiges: Zu allererst die imposante Staumauer, die es zu überqueren galt. Nach den ersten bewältigten Höhenmetern dann der Blick auf den petrolfarbenen Zervreilasee und auf das knapp 3.000 m hohe Frunthorn. Dank Klimawandel sogar inklusive „Sünnala“ im T-Shirt (was am 27. Dezember nun wirklich Ausnahmecharakter hat). Jetzt lasse ich aber die Fotos sprechen.

Ein typischer Sonnenhang in Vals

Die Staumauer mit Schweizer Flagge

Da, wo jetzt der Zervreilasee liegt, war früher das Dorf Zervreila

Das Maiensäß Frunt

Ein bisschen Schnee gab’s dann doch noch

Panoramaweg bei Vals (Graubünden)

Kurzärmlig auf 2.000 m Ende Dezember

St. Anna Kapelle in Frunt

Tradition trifft Moderne in Frunt