Ich liebe Eis. Nicht das Glatteis, das mich letzten Donnerstag unsanft den Asphalt küssen ließ. Und keine brasilianischen Eiswürfel, die Caipirinhas, wenn man sie nicht schleunigst leert, mit grausigem Chlorgeschmack ungenießbar machen. – Sondern Speiseeis.
Woher diese Leidenschaft kommt, die mich schon seit ich denken kann begleitet, weiß ich nicht. Es ist einfach nur so, dass ich bei gutem Eis schwach werde. Aber nicht prinzipiell, weil Eis Eis ist, sondern dann, wenn alles passt. Ich bin keine Eis-Expertin, habe aber schon sehr viel Erfahrung im Eisessen und möchte meine künftigen Eis-Erlebnisse auf diesem Blog festhalten.
Eissalon am Flughafen
Den Start macht der Eissalon Bacio di Latte am Flughafen São Paulo. Nicht gerade die romantischste Location, aber sie hat es geschafft, meinen Appetit nach einem fiesen Magen-Darm-Virus zu reaktivieren. Fast ganz am Ende des modernen, internationalen Terminaltrakts – nur ein paar Meter nach dem Havaianas-Shop – steht diese schlichte, schicke Eisdiele in Weiß. Alles ist ganz unaufgeregt gehalten, sodass die bunte Eispalette die eindeutige Hauptrolle spielt. So interpretiere ich jedenfalls die Marketingstrategie, die, was mich betrifft, total ins Schwarze getroffen hat, denn die Vitrine genoss alsgleich meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Angenehm aufgefallen ist mir, dass die jeweiligen Sorten nur in einer Reihe präsentiert wurden und nicht, wie sonst üblich, in zwei. Die Auswahl war nicht unübersichtlich groß, aber so ansprechend, dass mir die Entscheidung, welche drei Sorten es werden sollten (das ist das Maximum, wenn man die große Portion bestellt) sehr schwer gefallen ist.
Eisgenuss auf Brasilianisch
Schlussendlich wurden es folgender Mix um umgerechnet 5 Euro, was für brasilianische Verhältnisse recht viel ist (dafür gehen sich mindestens zwei Caipis aus):
- Doce de Leite
- Baciodilatte
- Cioccolato Nerissimo
Das Eis war cremig und wohl temperiert (meiner Recherche zufolge müssten es exakt 6° C gewesen sein). Ziemlich optimal, denn so verläuft es auf der Zunge, um sogleich seinen intensiven Geschmack zu entfalten. Doce de Leite schmeckte so karamellig, wie der weiche, fast flüssige Kern der argentinischen Spezialität – aber nicht zu süß. Baciodilatte hat am wenigsten Eindruck hinterlassen, erinnerte an herkömmliches Milcheis und konnte neben den beiden anderen Highlights nicht bestehen. Nicht so Cioccolato Nerissimo, das dunkelste dunkle Schokoeis, das ich je gekostet habe. Es hat mich verführt und meine Hingebung wurde belohnt mit einem dieser Mjam-Momente, für die es keine Worte gibt. Kennt ihr das, wenn etwas so gut schmeckt, dass man die Welt anhalten möchte, weil man genau weiß, dass einem so etwas so schnell nicht wieder passieren wird? Das war ein Moment der Glückseligkeit inmitten des nüchternen Flughafenambientes. Hach!
Über Bacio di Latte
Die Geschichte hinter der florierenden Eiskette Bacio di Latte habe ich frei aus dem Portugiesischen übersetzt, daher wage ich keine Garantie auf die hundertprozentige Richtigkeit der Informationen zu geben: Eduardo, ein italienischer Finanzler, suchte sein berufliches Glück in Brasilien. Dort vermisste der Mailänder aber das Eis, das es in Italien an jeder Straßenecke gibt – so war die Idee geboren, den Brasilianern italienisches Gelato schmackhaft zu machen. Gemeinsam mit seinem Bruder Gigi betreibt er heute, nicht einmal vier Jahre später, knapp 20 Bacio-di-Latte-Standorte mit 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, pro Monat produziert das Unternehmen rund 90 Tonnen Eiscreme.