Marokkanischer Tee

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anderswo unterwegs / Kulinarik
Marokko_Tee

Wer nach Marokko reist, wird nicht umhin kommen, den marokkanischen Tee zu kosten. Grüntee mit Minze. Er wird Gästen kredenzt, um sie willkommen zu heißen. Er begleitet die Einheimischen durch den Tag. Er ist überall. Marokko ist weltweit der größte Abnehmer chinesischen Grüntees.


Serviert wird er in einem silbernen Blech-Kännchen, oft mit Ornamenten verziert, und meist so heiß, dass man sich die Finger daran verbrennt. Ich hege ja den Verdacht, dass die Marokkaner ihre Turbane unter anderem deshalb tragen, weil sie den langen Stoff beim Einschenken um den heißen Griff der Teekanne wickeln.

Getrunken wird der Tee aus kleinen Gläsern, die gemeinsam mit der Kanne auf einem Tablett stehen, und in die der Inhalt von möglichst weit oben eingefüllt wird. So bildet sich ein Schaum, und so gehört sich das in Marokko.

Marokko Tea Time

Als dezidierte Teeliebhaberin, die täglich mehrere Liter konsumiert – von Salbei bis Kurkuma – konnte ich es kaum erwarten, mit dem ersten Schlürf in die marokkanische Teekultur einzutauchen. Und was soll ich sagen? Es war nicht so, wie ich mir das ausgemalt hatte. Picksüß war das Gesöff, ich schmeckte Zucker und sonst nichts. War durstiger als zuvor. Und das ging so weiter, als hätte sich ganz Marokko mit meinem Zahnarzt verschworen. Um die Einsicht reicher, dass es sich um keine pickige Ausnahme handeln konnte, wagte ich, einen Tee „sans sucre“, also ohne Zucker, zu ordern. Dafür erntete ich einen skeptischen Blick des Kellners und gleichzeitiges Nachfragen: „Sans Sucre? Are you sure??“

Darüber im Klaren, dass er mich – getarnt hinter seinem milden Lächeln – als Banausin, Verächterin wahrer Teekultur oder gesundheitsfanatische Touristin abstempelte, nickte ich. Das war mir egal, denn endlich würde ich einen Tee bekommen, wie er mir schmeckte.

Was soll ich sagen? Getäuscht habe ich mich, und das gewaltig. Der Tee war zwar ungesüßt, aber noch weniger genießbar als zuvor. So bitter! Da half nicht einmal „Augen zu und durch“. Ich dankte dem Kellner insgeheim, der wohl wissentlich ein extra Telllerchen mit einem Zuckerberg neben der Kanne platziert hat. Ich vergewisserte mich, unbeobachtet zu sein, und ließ einen Zucker-Ziegel in die Kanne plumpsen.

So ist das also: In Marokko trinkt man Tee mit Zucker.

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