Immer, wenn ein Heimatbesuch im Ländle ansteht – so wie jetzt gerade – kann ich mich auf eines verlassen: Wie vorprogrammiert meldet sich mein Gusto auf Kässpätzle. Nicht Käsespätzle, sondern Kässpätzle [Kääs-Schpätzlä]. Oder Käsknöpfle, bitte schön.
So muss das sein: Die zart-fluffigen Spätzle umhüllt von reichlich würzigem Käse, der auf dem Weg vom Teller zum Mund schöne, lange Fäden zieht. Inspiriert von der Seilbahn, die auf den Bregenzer Hausberg führt, werden diese im Fachjargon „Pfänderbähnle“ genannt. Abgerundet wird der alemannische Gourmet-Klassiker mit einem Topping aus Röstzwiebeln. Mit dem herrlichen Duft in der Nase sitze ich im Zug und tippe diesen Text – und muss aufpassen, nicht auf die Tastatur zu sabbern.
Home is where the Käs isch
Pflichtprogramm zu Hause ist immer ein Abstecher beim Käsfredi – dort gibt’s meiner Meinung nach die beste Käsmischung aus Berg- und Räßkäse sowie ein bisschen Emmentaler. Das Beste daran: Nach Wunsch wird sie vakuumverpackt. Das ist sehr ratsam, wenn man den Rest des Gepäcks vor dem nicht ganz so dezenten Käsegeruch bewahren möchte. So hält sich der Käse übrigens auch einige Wochen im Kühlschrank. Gerne serviere ich die Knöpfle meinen Salzburger Freunden, um die Vorarlberger Spezialität auch außerhalb der Landesgrenzen zu verbreiten – und, um unter Beweis zu stellen, dass der Unterschied zwischen Kasnocken und Kässpätzle vielmehr als nur sprachlicher Natur ist.
Kässpätzle sind nicht gleich Kasnocken
Soweit ich weiß und beobachtet habe, unterscheiden sich die in meiner zweiten Heimat Salzburg verbreiteten Pinzgauer Kasnocken von ihren Vorarlberger Vorbildern Verwandten durch folgende Merkmale:
- Zuallererst ist es natürlich der Käse, der den markanten Unterschied macht. Vor allem der Räßkäse verleiht den Vorarlberger Käsknöpfle den typischen, würzigen Charakter. Für die Kasnocken kommt vorzugsweise Pinzgauer Bierkäse zum Einsatz.
- Kasnocken werden im Gegensatz zu Kässpätzle im Pfandl zubereitet – dadurch entsteht die von vielen heiß geliebte Käsekruste („Prinzn“). Im Bregenzerwald werden Kässpätzle in einer Gebse serviert.
- Für die Zubereitung von Kasnocken kommt Gemüsebrühe zum Einsatz, bei Kässpätzle wird gänzlich darauf verzichtet.
- Die Salzburger Kasnocken werden mit Schnittlauch serviert, die Ländle-Version verzichtet auf das Grün.
- Genauso bei der Beilage: Während Salzburger zur deftigen Kost grünen Salat bevorzugen, mögen es Gsiberger gern doppelt gehaltvoll. Sie essen zu ihren Spätzle traditionell Kartoffelsalat, oder – und das mag für Nicht-Eingeweihte exotisch klingen – Apfelmus. Kein Schmäh!
Käsknöpfle-Rezept
Und wem ich jetzt den Mund wässrig gemacht habe, dem sei gesagt: Die Zubereitung ist keine Hexerei. So einfach geht’s:
Zutaten für fünf Portionen
- 500 g Vorarlberger Spätzlemehl (gibt’s z. B. bei Interspar)
- 5 Eier
- Wasser nach Bedarf
- A bizle Salz
- 3 große Zwiebeln
- Butter für die Zwiebeln
- 500 g Spätzlekäs (Mischung aus Emmentaler, Berg- und Räßkäse), am besten vom Käsfredi, gibt’s aber auch in gut sortierten Käsevitrinen oder zur Not abgepackt, z. B. von Emmi oder Alma
- 1 Flasche Lieblingswein
> Faustregel: Pro Nase 100 g Mehl, 100 g Käse und 1 Ei verwenden
Zubereitung
1. Wein öffnen und ein gepflegtes Kochachtele genießen.
2. Fenster weit öffnen, damit auch die Nachbarn etwas vom Käseduft haben.
3. Zwiebeln fein blättrig schneiden und in eine Pfanne mit heißer Butter geben. Wenn die Zwiebeln zusammengefallen sind, Hitze reduzieren und immer wieder umrühren. Das kann bis zu 45 Minuten dauern. Die optimale Farbe der Zwiebeln ist Hellbraun – sind sie zu dunkel, schmecken sie bitter.
4. In einer großen Schüssel Mehl, Salz und Eier mit kaltem Wasser (Menge nach Bedarf) rasch mit den Händen zu einem „schlampigen“ Teig (= nicht zu fest und nicht zu weich) vermischen.
5. Jetzt wäre wieder Gelegenheit für ein Gläschen Wein.
6. Teig mit einem Spätzle-Hobel ins kochende Wasser „spätzeln“ und warten, bis sie aufschwimmen. Danach abschöpfen und in die vorgewärmte Schüssel geben: eine Lage Spätzle, eine Lage Käse, Spätzle, Käse usw. Mit einer Gabel durchmischen
7. Die inzwischen goldbraun gerösteten Zwiebeln darauf verteilen.Traditionell mit Apfelmus oder Kartoffelsalat servieren.
8. Sollten die Gäste noch nicht da sein, kein Problem: Die Spätzle können im Backofen warm gestellt werden.
An Guata!
9. Wenn Ihr euch noch rühren könnt – das Fenster wieder schließen.
Inspiriert vom Gasthof Mitteregg, dem Salzburger Kasnockenwirt, habe ich auch schon mal eine feurige Kässpätzle-Variante mit Chili ausprobiert, die auch sehr fein geschmeckt hat.
Hach, es gibt nichts besseres als Kässpätzle oder – wie ich öfters sage – Käsknöpfle. Jeder der mal im Ländle ist, sollte sie probiert haben. Deine klingen ganz toll und sehen köstlich aus. Liebe Grüße nach Salzburg, Gitte
Liebe Gitte, Knöpfle sind halt was Bsundrigs. Und ich würde nur zu gern mal die von dir probieren 🙂
Danke für deinen lieben Kommentar – und liebe Grüße zurück, ausnahmsweise aus Bregenz.
Liebe Martina
mmmmmmmmmmmmm
dein Spätzle-Rezept samt Zwiebelzubereitung und deine Erläuterungen dazu sind einfach perfekt – wie es nur eine g’hörige Voarlbergerin wissen kann!
Liebe Grüße
Rita
Danke, Rita! Dieses Kompliment von dir freut mich ganz besonders 🙂
Hallo tinnschka.
Ein kleiner Tipp von mir. Wenn du die Zwiebeln ein wenig in Mehl wendest bevor du sie in die Butter gibst, werden sie noch knuspriger.
Danke fürs tolle Rezept
Liebe grüße
Petra
Danke für den Tipp, liebe Petra! Werde ich beim nächsten Mal ausprobieren.
so mach ich die käsknöpfle auch immer, jedesmal wenn ich besuch bekomme. wohne in Oberösterreich, aber alle wollen meine käsknöpfle, original mit Kartoffelsalat und apfelmus
Mir sitzand grad i da Feria uf Lanzarote i üsaram (gmitata) Bungalow und as kummand Fründ (Norwegerin verhürotat mit am Lanzaroter) extra zum Käsknöpfle essa 😀 und jetzt bin i doch glatt bim Googler uf di Rezept kumma. Als Gsibergerin han is Rezept scho im Kopf gheät, abr sicher isch sicher 😉 und dia Kochschritt 1 und 5 hän ma am beschta gfalla, des dazwüscha kennt ma jo scho, als jetzt zschert amol da Stoppelziehar usarhola und Gläsle fülla, denn „Mis en place“ und ab gohts. Dar Rässkäs hean mar im Flügar mitgno, wia jeds Joar….. also beschte Grüas Hola espana – a Päärle us Rankwil D & D
Liebe Dorothee,
freut mich, dass es die Käsknöpfle sogar bis nach Lanzarote geschafft haben. Ich hoffe, sie sind euch gut gelungen. Schöne Ferien noch und danke fürs Vorbeischaun auf meinem Blog!
Super Fotos – schöner Blog!
Das mit dem Fenster öffnen für die Nachbarn werde ich mir merken 🙂
Danke für das schöne Feedback, lieber Stephan. Das freut mich sehr!
Hey zusammen. Also bei mir kommt noch Sura Käs dazu. So kenn ich das. Mach heute abend wieder welche. Danach muss ich dann aber immer die richtige Liegeposition finden, weil Bauch so voll. Liebe Grüße aus Trier von einer Exilvorarlbergerin
Gutes Gelingen!
Knöpfle sind immer super.
Bei mir doham muass I als Ma d’Käsknöpfle macha.
Unsere Frauen meinen immer das es so mühsam wäre – nämlich die Teigreste vom Hobel oder den Schüsseln zu entfernen.
Kein Problem, vor dem Hobeln den kompletten Hobel (Schlitten und Führung) mit Butter oder Öl einfetten 😉 dannach geht der Teig beim Waschen wieder super runter bzw. es hängt gar nicht so viel am Hobel.
Die Kochanleitung ist übrigens sehr geil geschrieben – musste grad herzhaft lachen.
Habidere us am Ländle
Wollte Kässpätzle machen – bin bei den Kochachterln verhängt. Morgen probier ichs nochmals. 🙂
Haha ja, das ist verheerend 😉 Toi toi toi für morgen!